Jahrgangsstufe besucht KZ Gedenkstätte

Lisa Schmid (9c) berichtet über die Fahrt zur KZ-Gedenkstätte in Dachau am 2. und 3. Mai 2024.

Willkommensschild der Gedenkstätte Dachau
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ARBEIT MACHT FREI: Diese skrupellosen Worte begrüßten die 9. Jahrgangsstufe

Wie oft ich schon mittags nach der Schule dachte, ich habe unglaublich großen Hunger, doch wirklichen Hunger habe ich wahrscheinlich noch nie gehabt. Hunger – eine Foltermethode und Todesursache für viele Millionen KZ-Insassen während des 2. Weltkriegs. Über 41.500 unschuldige Menschen sind im ehemaligen KZ Dachau auf diese und andere brutale Foltermethoden ermordet worden.

Das war das Erste, was wir in unserer Gruppe nach der Ankunft am 02.05.24 in unserer Jugendherberge in Dachau besprochen haben. Unsere Klasse hatte sich in kleine Gruppen von 10 – 15 Schülern mit je einem äußerst gut aufgeklärten, kompetenten und neutralen Referenten aufgeteilt. Abwechselnd in Diskussions- und Arbeitsgruppen haben wir alles, was das ehemalige KZ Dachau anbelangt, besprochen. Wir haben aber auch über mehrere Stunden hinweg die Gedenkstätte besichtigt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie wir das erste Mal auf diesem unermesslich großen Platz standen. Ein Gewitter war im Anmarsch und dunkle Wolken legten die Gedenkstätte in Schatten. Selbst das Wetter passte in den Rahmen der Veranstaltung. Trotz der äußerst schweren Thematik war der Besuch insbesondere in Kombination mit den pädagogischen Maßnahmen sehr informativ und interessant gestaltet und verfehlte sein Ziel nicht. In den Kasernen, die aufgrund ihrer Größe und Stückzahl einen relativ großen Teil des Platzes einnehmen, hatten KZ-Insassen darin wiederum nicht einmal ein eigenes Bett und geringe bis gar keine Versorgungsmöglichkeiten. Was einst für knapp 200 Insassen eingeplant war, wurde zu manchen Zeiten von ca. 2000 Insassen bewohnt.

Einzelschicksale wurden in Dokumentationen, Zeitzeugenberichten und der Ausstellung von Fundstücken aufgearbeitet und informativ präsentiert. Besonders ergriffen hat mich der Bunker, der Ort an dem abartige Menschenversuche und grausame Folter stattfanden. Vor wenigen Jahrzehnten hätte ich dort vielleicht einem unschuldigen Mann in die Augen geblickt, bevor er zusammengebrochen wäre. Das Gefühl in diesem Raum zu stehen war mehr als nur beklemmend. Diese für uns alle prägenden Erfahrungen haben wir an insgesamt zwei Tagen gesammelt und viele von uns sind schon nach dem ersten Tag total erschöpft ins Bett gefallen.

Unser Referent hat uns nicht nur auf viele kleine Details wie z.B. Straßennamen, sondern auch auf die in der Politik viel diskutierte Frage, ob Pflichtbesuche für Schüler weiterhin notwendig wären, hingewiesen. Die Diskussion geht von Freiwilligkeit vor Pflicht bis hin zur Schließung aller Gedenkstätten. Einfach „Schwamm drüber“, oder wie? Dieser Bericht soll jetzt nicht zu einer Argumentation ausarten, aber wenn mir eines im Gedächtnis geblieben ist, dann das „NEVER AGAIN“. Diese Ereignisse, eine der dunkelsten Stunden unserer Geschichte, dürfen niemals wieder passieren. Doch wie können wir dafür sorgen, dass so etwas in Zukunft nicht passiert, wenn wir uns nicht mit dem auseinandersetzen, was schon mal passiert ist? In einer Zeit, in der antisemitische Vorfälle und rechtsextreme Tendenzen in Deutschland wieder zunehmen, scheint es umso wichtiger, dass Schüler die Gräueltaten des Nationalsozialismus unmittelbar vor Augen geführt bekommen. Prävention rechtsextremer Machenschaften ist natürlich besonders auch im Unterricht Thema, aber der Besuch in einer KZ-Gedenkstätte vermittelt die Brutalität und das Ausmaß der Verbrechen auf eine Weise, die Bücher oder Filme nicht erreichen können.

Erinnern an die NS-Verbrechen

Demokratie ist und war nie selbstverständlich. Jede Generation muss sie neu erlernen, leben und verteidigen. Gelebte, gelingende Demokratie bedeutet die Wahl zu haben, bedeutet Menschenrechte, Freiheit, Respekt und Toleranz. Der Besuch der KZ-Gedenkstätte soll dazu beitragen, nicht nur Verständnis und Respekt gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zu bewahren, sondern auch heute ermutigen sich intoleranten Tendenzen und Ausgrenzung entgegenzustellen. Weitere Gedanken und Eindrücke der 9. Klassen hier.